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Eine Ehrenamtliche erzählt

Meine erste Fahrt als Wunscherfüllerin

Ich habe den Wünschewagen schon oft im Fernsehen und im Internet gesehen. Jetzt darf ich selbst zu diesem außergewöhnlichen Team gehören. Das ist einfach unbeschreiblich toll.

Zwischen meinem Kennenlern-Seminar und meiner ersten Wunschfahrt lagen gerade einmal zwei Wochen. Das ging schnell. Auf einmal saß ich auf dem Wünschewagen. Am 20. April rief mich Luisa an. Sie organisiert die letzten Herzenswünsche. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, am 26. April einen Wunsch zu erfüllen.  "JA KLAR!”, sagte ich.
Seit dem Telefonat freute ich mich wahnsinnig auf diesen Tag und Luisa konnte gar nicht glauben, dass ich als "alter Rettungsdienst-Hase" so aufgeregt war. Am Vortag der Wunschfahrt bekamen wir alle Informationen: Namen des Gastes und seiner Angehörigen, Startzeit, Zielort und alles, was wir wissen mussten. Zudem erfuhr ich den Namen meiner Kollegin. Jetzt war ich erst recht nervös, aber auch voller Vorfreude.
Am 26. April war ich bereits um 6.30 Uhr in Thale, wo der Wünschewagen kurzfristig stationiert war. Da meine Teampartnerin noch nicht da war, holte ich schon mal den Autoschlüssel vom ASB. Dann stand ich also vor dem Wünschewagen, mit dem Schlüssel in der Hand. Klingt total komisch, wenn ich sage, dass sogar das erste Aufschließen für mich aufregend war, aber so war es tatsächlich. Ich hatte von Luisa damals die Info bekommen, dass vor jeder Fahrt eine gepackte Box mit Bekleidung, Mappe, Lunchbox und allen Dokumenten im Auto steht.
Ganz oben in der Box lag ein kleines Geschenk mit meinen Namen darauf: Mein eigener Wünschewagen-Rucksack. Dieser kommt jetzt auf jede Wunschfahrt mit. Darunter lag die Kleidung für mich. Ich habe mich direkt umgezogen und erstmal einige Selfies gemacht, weil ich so stolz war.
Dann kam auch schon meine Kollegin, die ich an diesem Tag das erste Mal kennenlernte. Die Chemie zwischen uns hat auf Anhieb gepasst und wir konnten gegen 7.30 Uhr in Richtung Heimat unseres Gastes starten. Es war richtig schön, wie viele Leute auf der Autobahn den Wünschewagen erkannt haben, Fotos gemacht haben und uns zugewunken haben.

Als wir ankamen, saß unser Gast schon in seiner Einfahrt und winkte uns wild zu. Man sah ihm seine riesige Vorfreude an. Auch seine Frau hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Nach einer kurzen Vorstellung ging die Reise auch schon los. Das Ziel: Das Bergwerk Rammelsberg in Goslar. Unser Gast ist nämlich ein riesiger Fan von Steinen und Fossilien. Sein breites Wissen darüber hat er an diesem Tag mehr als einmal unter Beweis stellen können.
Als wir ankamen, wurden wir bereits von unserem persönlichen Grubenführer erwartet. Aber auch alle anderen Besucher:innen und Angestellten freuten sich wahnsinnig über unseren Besuch.
Die Augen unseres Gastes strahlten jetzt noch mehr. Selbst seine Frau, war überrascht davon, wie sehr ihr Mann an diesem Tag aufging. Nach einer kurzen Toilettenpause ging es auch schon los. Wir durften uns die Bekleidung ansehen und wie es früher in der sogenannten Waschkaue war. Die Bekleidung für die Arbeiter:innen hing wirklich unter der Decke. Keine Schränke, wie wir es kennen, sondern wirklich Körbe, die man anhand einer Kette von der Decke hängen lassen kann. Bevor es in die Grube ging, mussten wir uns alle einen Helm aufsetzen. Unser Gast hat von unserem Grubenführer einen nagelneuen gelben Helm bekommen. Als Geschenk vom Bergwerk. Diese Freude in seinen Augen und zu sehen, wie er versucht hat, nicht zu weinen, war unbeschreiblich schön. Allein für diesen Moment hat es sich schon gelohnt früh aufzustehen und anderthalb Stunden nach Thale zu fahren. Wir alle sollten als Erinnerung auf seinen Helm unterschreiben.
Nachdem wir ihm auch diesen Wunsch erfüllten und sein Grinsen mittlerweile bis zu den Ohren ging, durften wir im Zug Platz nehmen. Dann ging es in den Berg. Ich kann gar nicht alles wiedergeben, was uns der Grubenführer alles erzählte, aber es war eine Menge. Unser Gast war voll in seinem Element und wollte alles wissen. Mit viel Freunde erklärte und zeigte unser Grubenführer ihm alles, was er wissen und sehen wollte. Schächte, Schienen, Tragen, Leuchten und natürlich Steine.
Als wir wieder am Tageslicht waren, bei 20 Grad und Sonne, führte uns unser Grubenführer in ein kleines Museum. Dort waren Bilder von ehemaligen Arbeiter:innen und Vitrinen mit deren Ausrüstungen. Man konnte sehen, wie sehr sich die Ausrüstung mit den Jahren veränderte, und unser Gast erzählte ganz aufgeregt, dass er auch einiges an Ausrüstung aus früherer Zeit zu Hause habe. Während wir uns das Museum anschauten und uns Geschichten anhörten, wurde im Hintergrund eine spontane Fahrt zum Aussichtspunkt des Bergwerkes organisiert. Das war eine tolle Überraschung, die spontan umgesetzt wurde. Oben, auf mehreren Metern Höhe, war eine Halle, wo man die Waggons sehen konnte, die die Steine aus der Grube brachten. Es war nur simuliert, aber durch die Geräuschkulisse und Erzählung unseres Bergführers konnten wir uns das alle gut vorstellen.
Mittlerweile bekamen wir alle Hunger und es ging wieder nach unten. Bevor es dann ins Restaurant ging, hielten wir in einer kleinen Werkstatt. Dort wurde für unseren Gast einiges vorbereitet. Es wartete eine Box mit verschiedenen Steine auf ihn, die er unter die Lupe nahm und testen konnte. Das hatte ich noch nie gesehen. Er rieb sie auf einer weißen Fliese und wusste dadurch genau, um was es sich handelt.
Dann gab es Essen: Nudeln, Currywurst und Kaiserschmarrn. Es war sehr lecker. Das war aber noch lang nicht alles. Unser Grubenführer kam mit einer weißen Tüte, in der er mehrere Bücher und eine Box mit vielen verschiedenen Steinen nur für unseren Gast hatte. Ein Geschenk und eine Erinnerung vom Bergwerk. Unser Gast platzte fast vor Freunde und drückte unseren Grubenführer vor Freude ganz fest an sich. Das war ein kurzer Moment, in dem auch ich mit den Tränen kämpfte. So eine Kleinigkeit kann so viel auslösen. Unglaublich. Man merkt erst in so einer Situation, was wirklich wichtig ist. Leider war dann auch die Zeit der Heimreise schon gekommen, und wir mussten Abschied nehmen. Die Fahrt nach Hause verlief ruhig und mit einem überglücklichen Gast, der seinen Helm nicht mehr absetzte.
Auch mich nahm er zum Abschied in den Arm und er flüsterte mir zu, dass wir heute einen Menschen richtig glücklich gemacht hätten. Gänsehautmoment wie in einem Film. Unser Gast hat mich und bestimmt auch meine Teampartnerin mit seiner Freunde angesteckt und so winkten wir noch mal zum Abschied und fuhren auch zurück. Ich grinste übrigens noch bis zu Hause.

Jetzt freue ich mich schon sehr auf meine nächste Wunschfahrt!

Aufgeschrieben von Sandra Behrens

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Luisa Garthof

Koordinatorin Wünschewagen

Tel. : 0391 607443-60
Fax : 0391 607443-29

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ASB RV Magdeburg e.V.

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