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Der Wünschewagen in Graal-Müritz

„Unsere Ostsee – Auszeit für die Seele“

Mein Mann ist an einem Glioblastom erkrankt. Wir beide lieben das Meer und unsere Urlaube haben wir immer am Meer verbracht. Hier kommen wir zur Ruhe und können Kraft tanken.

Unseren zuletzt geplanten Urlaub mussten wir aufgrund der fortschreitenden Erkrankung leider stornieren. Jörg, mein Mann, war sehr traurig darüber. Er wollte doch so gern noch einmal an die Ostsee. Mir ging es genauso, weil ich immer versuche, ihm jeden Wunsch zu erfüllen.
Meine Freundin gab mir dann den Tipp, mich an den Wünschewagen vom ASB zu wenden. Ich habe es sofort gegoogelt und eine Anfrage gesendet, obwohl ich nicht glaubte, dass es klappen könnte. Wir sind ja nicht die einzigen mit einer schweren Krankheit und einem letzten Wunsch.

Als wir dann einen Anruf bekamen, waren wir völlig aufgelöst. Sollte es doch nochmal klappen, gemeinsam an die Ostsee zu fahren? Von da an ging alles ziemlich schnell. Luisa vom ASB-Wünschewagen Sachsen-Anhalt hat die komplette Organisation für uns übernommen. Wir mussten uns um nichts kümmern, nur unsere Wünsche mitteilen. Und sie hat alles möglich gemacht – sogar unsere „Oma“ durfte mitfahren, da es Jörgs Wunsch war. Es war überwältigend.

Dann kam der große Tag! Der Wünschewagen stand wirklich vor unserem Haus, wir fahren nach Graal-Müritz! An den Ort, wo wir unseren ersten gemeinsamen Urlaub verbracht haben. Unsere Gefühle in diesem Augenblick kann ich nicht in Worte zu fassen. Einfach nur Wahnsinn. Maik und Michaela, unsere beiden Begleiter vom Wünschewagenteam, begrüßten uns. Um 10 Uhr ging die Fahrt los. Mein Jörg hat über das ganze Gesicht gestrahlt. Er war so glücklich.
Auf der Fahrt lernten wir uns alle ein bisschen näher kennen. Die Chemie stimmte sofort. Maik und Michael sind zwei wirklich liebevolle Menschen. Es war so schön, mal wieder richtig zu lachen. Mit einem Zwischenstopp bei McDonalds, um für Jörg Pommes und Nuggets zu besorgen, kamen wir gegen 16 Uhr in Graal-Müritz an. Zur Übernachtung hat Luisa für uns ein Gästezimmer in der Seniorenresidenz Lindenhof organisiert. Für uns perfekt, da wir dort für meinen Mann ein Pflegebett bekommen konnten. Die Pflegedienstleiterin begrüßte uns sehr herzlich und zeigte uns unsere Zimmer. Es ist ein sehr schönes Haus, das allerliebst eingerichtet ist. Uns sollte es an nichts fehlen.
Nun wollte Jörg natürlich schnell ans Meer. Also ab zur Seebrücke. Auf dem Weg dahin noch schnell einen leckeren Crêpe mit Nutella. Das Wetter war einfach herrlich! Wir konnten den Sonnenuntergang sehen und genießen. Die Engel reisten mit uns. Es war so wunderschön: Wir standen am Ende der Seebrücke, mitten im Meer, hörten das Wellenrauschen, sahen in die Ferne, schwelgten in Erinnerungen und tranken unsere leckeren Cocktails. Traumhaft.

Für den Abend war eigentlich ein Tisch im Restaurant bestellt, aber Jörg war platt und wollte ins Bett. Also wurde improvisiert und das Essen einfach in die Unterkunft geholt. Das Wichtigste: Jörg hat seinen Fisch bekommen, auf den er sich so sehr gefreut hatte.
Am nächsten Tag ging es dann noch einmal mit dem Strand-Rollstuhl los. Wir wollten ja direkt ans Wasser. Das Vorhaben war eine Herausforderung, da saisonbedingt noch keine Strandmatten auslagen und es ziemlich bergab ging. Das konnte Maik nicht aufhalten und er sagte: „Wir bringen Jörg da runter und mit vereinten Kräften bekommen wir den Rollstuhl auch wieder nach oben.“ Gesagt, getan. Wir waren direkt am Wasser und haben zur Erinnerung Sand und Muscheln eingepackt. Und was dürfte natürlich nicht fehlen? Na klar, der Cocktail.
Zum Abschluss ging es mit dem Wünschewagen noch einmal an die Seebrücke. Hier gab es dann vor der Heimreise noch ein Fischbrötchen, Kaffee und leckeres Softeis.
Es waren zwei wunderschöne Tage. Die Erinnerungen daran werden wir immer in unserem Herzen tragen. Ein herzliches Dankeschön an Michaela, Maik und Luisa – nur durch euch war es uns möglich noch einmal gemeinsam an die Ostsee zu fahren, Seeluft zu atmen, das Rauschen der Wellen zu hören und die Weite des Meeres zu genießen.“

Der Text wurde von Jörgs Ehefrau Yvonne verfasst.